Gedanken zum Jahreswechsel und Beethovens 9. Symphonie

Sehr verehrtes Konzertpublikum, liebe Freunde der Norddeutschen Philharmonie Rostock, liebe Musikfreunde!

Mit Friedrich Schillers Ode „An die Freude“, die Ludwig van Beethoven in seiner meisterhaften 9. Symphonie zu einem grandiosen Chorfinale erhebt, wollen wir dieses Jahr aufs Neue den Jahreswechsel feiern.

Ich möchte dies zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, warum gerade dieses Werk weltweit bevorzugt zum Jahreswechsel aufgeführt wird und Menschen unabhängig von der Tatsache, ob sie der deutschen Sprache mächtig sind oder nicht über nahezu den gesamten Erdball verteilt so tief im Herzen berührt.

Das vor 189 Jahren im Wiener Kärntnertortheater uraufgeführte und schon damals frenetischen Jubel auslösende Meisterwerk, dessen überragenden Erfolg der zu diesem Zeitpunkt vollständig ertaubte Komponist selbst noch miterleben durfte, vereinte erstmals die beiden Gattungen der Instrumental- und Vokalmusik und war somit richtungsweisend für die Sinfonik des 19. Jahrhunderts bis hin zu Gustav Mahler. Für sein weltumarmendes Humanitätsbekenntnis waren dem Revolutionär Beethoven die rein instrumentalen Möglichkeiten nicht mehr genug. Nichts ist menschlicher als die menschliche Stimme und um die Botschaft der Menschlichkeit, Brüderlichkeit, eigentlich des Weltfriedens fernab jeden religiösen Bekenntnisses zu vermitteln, war Beethoven bereit, mit der Tradition zu brechen und eine für damalige Ohren wohl wirklich revolutionäre Zukunftsmusik zu schreiben. Gleichsam als Höhepunkt der klassischen Sinfonik leitete Ludwig van Beethoven somit eine neue Ära der Musikgeschichte ein. Mein tiefster persönlicher Wunsch ist es, dass wir an dieses Ideal, an diese Botschaft stets aufs Neue glauben, an die Botschaft der Humanität genauso wie an das Absolute und Lebensnotwendige der Kunst! Ich selbst kann mir einen Jahreswechsel ohne Beethovens 9. Sinfonie seit meiner Kindheit nicht mehr vorstellen.

Es wäre mir eine große Freude, dieses Werk gemeinsam mit Ihnen immer wieder komplett neu zu entdecken! Ein Anfang als Ende, wie in der musikgeschichtlichen Bedeutung – diese Dualität wollen wir auch 2013 mit Ihnen gemeinsam feiern, um im Sinne der Schillerschen Botschaft „alle Menschen werden Brüder“, die zu einer internationalen Hymne für Frieden und Völkerverständigung wurde, hoffentlich aufs Neue an das Glück für das kommende Jahr zu appellieren.

Herzlichst, Ihr Florian Krumpöck