Völlig unverständlicher Alleingang des designierten Intendanten am VTR wird nun mehrheitlich kritisiert:

Bericht aus der Ostsee Zeitung vom 24.12.2013:

Theater: Orchester bald ohne Führung

Der Vertrag von Generalmusikdirektor Florian Krumpöck wird nicht verlängert. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

Das Orchester des Volkstheaters steht ab Juli 2014 ohne Generalmusikdirektor (GMD) da. Der Vertrag von Florian Krumpöck wird nicht verlängert. Dabei stimmten die Musiker der Norddeutschen Philharmonie mit Mehrheit für den Österreicher. Der zukünftige Intendant Sewan Latchinian entschied anders. Einen Nachfolger soll es nicht geben. Im Januar wird sich der Aufsichtsrat mit der Personalie befassen.

„Der Vertrag läuft aus“, bestätigt Sewan Latchinian. „Wir sind an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Dirigent Krumpöck interessiert und haben das beschlossen“, sagt der künftige Intendant. „Das zweite philharmonische Konzert im Oktober wird unter seiner Leitung stattfinden“, kündigt er an. Jedoch spielt der Titel dann keine Rolle. „Es gibt erst mal keinen Generalmusikdirektor“, so Latchinian.

Damit entschied sich der Schauspieler gegen die Stimmen der Musiker. „Das Orchester hat deutlich für Krumpöck gestimmt“, bestätigt Martin Goffing vom Orchestervorstand. „Für die nächste Saison herrscht jetzt große Unklarheit. Schade, dass die Zusammenarbeit nicht weitergeht.“ Denn Florian Krumpöck wird nicht in Rostock bleiben. Der Dirigent geht nach Kopenhagen an die Königliche Oper.

„Ich habe das Angebot von Herrn Latchinian, den Dirigenten ohne Titel zu machen, abgelehnt“, sagt Krumpöck. Es wäre ein Vertragohne die Entscheidungsbefugnis eines GMDs gewesen. Und die künftige Zusammenarbeit? „Er hat bei mir für ein philharmonisches Orchester angefragt. Das hat aber nichts mit den 50 Dirigaten zu tun, die ich gemacht habe“, sagt Krumpöck. „Ich hatte Glück im Unglück, gleichzeitig das Angebot von der Königlichen Oper in Kopenhagen zu bekommen.“ Aufgrund des Hin und Hers habe er angenommen. „Es ist nicht klar, wie lange ich Rostock nach dem Sommer noch zur Verfügung stehe.“

In finanzieller Hinsicht sieht er die Entscheidung Latchinians kritisch. Für das Theater bedeutet das Mehrkosten. „Gastdirigate sind teurer. Sie kosten doppelt so viel wie das Gehalt eines Generalmusikdirektors“, sagt Krumpöck. Keine guten Nachrichten im Hinblick darauf, dass eine Insolvenz des Theaters durch den Austritt aus dem Deutschen Bühnenverein gerade erst abgewendet werden konnte. Mit der Lösung aus dem Tarifvertrag kommt das Theater um eine Lohnnachzahlung von etwa einer Million Euro sowie eine Lohnerhöhung um 8,9 Prozent herum (OZ berichtete).

Jetzt muss für das Orchester ein Haustarifvertrag ausgehandelt werden, mit der Aussicht, dass der Posten des Generalmusikdirektors unbesetzt bleibt. „Was das Orchester betrifft, ist die Entscheidung unklug“, sagt Krumpöck. Zudem sieht der Pianist ohne GMD auch die künstlerische Kontinuität nicht gewährleistet. Auch der Posten des Operndirektors sei nicht besetzt. „Es ist normal, dass beim Intendantenwechsel auch das künstlerische Personal wechselt“, sagt Theater-Aufsichtsratsvorsitzende Eva-Maria Kröger (Linke). Jedoch auch für sie problematisch: Mit Weggang des GMD sowie mit Vertragsauslauf von Noch-Intendant Peter Leonard fehlt die Konzert-Kompetenz. Anders als Leonard, der die Norddeutsche Philharmonie dirigieren kann, hat Sewan Latchinian einen schauspielerischen Schwerpunkt. „Ich frage mich, wer die Lücke füllen soll“, sagt Kröger. Diese Frage soll in der Januarsitzung des Aufsichtsrates geklärt werden.